Adventkalender - 2. Dezember |
02.Dezember 2020 Lina und der Wackelstern
Es war Winter. Überall auf den Straßen, auf den Hausdächern und auf den Bäumen lag weißer, glitzernder Schnee. Die ganze Welt sah aus, als wäre sie unter eine kuschelig-warme Bettdecke geschlüpft. Die kleine Lina stand am Fenster und schaute in den Abendhimmel. Da funkelten so viele Sterne! Lina versuchte, sie zu zählen. Bis zwölf kam Lina, aber weiter konnte sie noch nicht zählen. Es waren viel mehr Sterne. So viele, dass selbst Mama oder Papa sie bestimmt nicht zählen konnten! Plötzlich sah Lina einen Stern, der viel größer als alle anderen war und auch heller funkelte. Er tanzte sogar ein bisschen am Himmel und wackelte fröhlich hin und her. »Mama, komm mal schnell!«, rief Lina und zeigte ihrer Mama den großen Stern. »Den möchte ich zu Weihnachten haben!«, sagte sie. Linas Mama lächelte. »Lina, den Stern kann man nicht haben. Der gehört an den Himmel!« Lina wünschte sich trotzdem so schrecklich gern diesen einen Stern. Deswegen schrieb sie zusammen mit Mama noch einen neuen Wunschzettel an das Christkind: Liebes, liebes Christkind! Bitte schenk mir zu Weihnachten den großen, hellen Wackelstern! Nichts anderes möchte ich haben! Danke! Deine Lina Von nun an schaute Lina jeden Abend in den Sternenhimmel. »Wenn ich doch nur den Wackelstern ganz für mich allein haben könnte!«, dachte sie. Mama zeigte ihr, wie man aus Goldfolie Sterne bastelte. Aber das war nicht das Gleiche, fand Lina. Die Sterne aus Folie funkelten nicht so wie ihr Wackelstern. Und sie hüpften und tanzten auch nicht. Lina konnte es kaum erwarten, dass endlich Weihnachten war. Einen Tag vor dem Heiligen Abend purzelten dicke, weiße Schneeflocken vom Himmel. Selbst am Abend hörte es gar nicht mehr auf zu schneien! Die Schneeflocken glitzerten wie wunderschöne Edelsteine, als sie am Schein der Straßenlaterne vorbei flogen. Lina schaute aus dem Fenster, aber ihr Wackelstern war nicht am Himmel zu sehen. »Bestimmt ist das Christkind schon mit meinem Stern auf dem Weg zu mir!«, dachte Lina. Als Lina am nächsten Morgen aufwachte, war endlich Weihnachten. Und der Schnee hatte die Welt in eine dicke Wattewolke verwandelt. Lina wünschte sich sehr, dass es schnell Abend wurde. Aber zuerst musste sie einen riesigen Schneemann im Garten bauen. Und mit Papa eine wilde Schneeballschlacht machen. Und immer, immer, musste sie an ihren Wackelstern denken. Dann wurde es dunkel. Lina war sehr aufgeregt, ihr Bauch kribbelte als würden mindestens zwölf Schmetterlinge darin herumflattern. In der Küche brannte eine dicke, rote Kerze und ins Wohnzimmer durfte Lina nicht gehen. Denn es war ja das Weihnachtszimmer. Und im Weihnachtszimmer stand der große Tannenbaum. Darunter würde das Christkind ihr Geschenk legen: ihren Wackelstern. Da war sich Lina ganz sicher! Wie gern hätte sie nachgeschaut, ob ihr Stern noch am Himmel oder schon fast bei ihr war. Aber den Wackelstern sah man nur, wenn Lina aus dem Wohnzimmerfenster schaute. »Klingelingeling!« Das Christkind war da! Endlich! Mama und Papa nahmen Lina an die Hand. Gemeinsam gingen sie ins Weihnachtszimmer. Oh wie wunderschön der Christbaum war! Wie toll er mit den vielen Lichtern und großen Kugeln geschmückt war! Und ganz oben, auf der Spitze, leuchtete und wackelte und tanzte… Linas Stern! Ihr Wackelstern! Lina konnte es kaum glauben. Ihr Herz klopfte vor Freude ganz schnell. Ihr Stern war das Wunderbarste, das Lina je gesehen hatte! »Danke, liebes Christkind!«, rief Lina. Ganz laut, damit das Christkind es auch hörte, denn es war ja schon zum nächsten Kind unterwegs und flog durch den Abendhimmel. Lina lief zum Fenster, um dem Christkind zu winken. Aber? Was war das? Da oben, am Himmel leuchtete ja auch der Wackelstern! »Lina«, sagte Mama »den Stern am Tannenbaum, den kannst Du auf Deine Fensterbank stellen. Dann wirst du Deinen Wackelstern auch in deinem Zimmer sehen können. Und der große Wackelstern am Himmel, der wird für immer dort oben sein und ein bisschen auf Dich aufpassen.« Das war das allerschönste Weihnachten, an das sich Lina erinnern konnte. …und manchmal gehen Wünsche wirklich in Erfüllung!
Geschrieben von Anita Iwanschitz zurück
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