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Historisches

Das Schulhaus bis 1929
Schülerzeichnung 1930

Im Archiv des Komitats Ödenburg (Sopron) bzw. im noch egiebigeren Archiv der Diözese Raab (Györ) liegen zahlreiche Protokolle und Berichte aus der bgld. Schulgeschichte auf. 1982 wurden uns von den dortigen Archivaren umfangreiche Kopien ausgehändigt.
Besonders informativ sind die etwa A2-großen Bögen mit den jährlichen Schulberichten "der Trivial-Schul im Dorfe Stotzing Ödenburger Comitats" von 1795 bis 1849. Sie sind von den Pfarrern, also den Direktoren der Schule, von 1812-1830 deutsch, sonst lateinisch und zuletzt ungarisch geschrieben worden. An dieser Stelle sei unserem ehemaligen Pfarrer, Kanonikus Monsignore Aladár Richter gedankt, der diese Seiten für uns ins Deutsche übersetzt hat.

   
 1644 kamen die Serviten in den Ort und unterrichteten die Kinder, es gab aber noch keine Schule, wie in den Protokollen der kanonischen Visitationen zu dieser Zeit zu lesen ist. Später wurde ein Jagdhaus (heute das Haus Hofstatt 27) als Schulgebäude verwendet. Im Jahre 1812 schrieb der Pfarrer im Schulbericht: "Das Schulhaus ist elend und zu weit vom Pfarrhaus entfernt."

Bereits ein Jahr danach wurde tatsächlich ein neues Schulhaus nahe der Kirche gebaut, nämlich dort, wo die heutige Schule steht.
1820 schreibt der Pfarrer: "Das Haus ist geräumig, ausreichend und bequem. Der Lehrer hat für sich und seine Famile 2 Zimmer. Der Raum für die Schüler ist nun weit und gut eingerichtet."
Es sah ungefähr so aus, wie es ein Schüler des 6. Jahrgangs 1930 zeichnete (s. Artikelbild oben). 1929 wurde nämlich daneben bereits eine neue Schule errichtet und am 6. Oktober eingeweiht, die alte Schule wurde nur mehr als Dienstwohnung verwendet.

Auszug aus dem Bericht 1813:
"Schullehrer: Josef Neukam
Seine Lehr-Jahr: Als Gehülf 4 Jahr und als Schullehrer 2. Jahr
Zahl der schulfähigen Kinder vom 7. bis 12. Jahr: 48
Zahl, welche wirklich die Schule besuchen: Im Winter Curs 23 Knaben, 25 Mägdchen. Im Sommer aber 12 Knaben 7 Mägdchen
Anmerkungen des Local-Schul Director: Die Armuth der hiesigen Dorfgemeinde ist zum Theil des so sparsamen Schul-Besuches schuld. Kaum daß sich ihre Kinder fühlen, werden sie schon theils zum Dienen, theils zum Viehhüten angehalten. Der Wintercurs ist etwas besser."
(s. rechte Spalte im Ausschnitt aus der Kopie).


Der Pfarrer beurteilt die Lehrmethode sehr gut und schreibt 1839: "Es wird bezweifelt, ob es gut ist, wenn das Komitat plant, den Lehrer, weil er nicht ungarisch spricht, von der Schule zu versetzen."
Und wiederholt ist zu lesen: Das Gehalt des Lehrers ist sehr gering. Um nicht zu verhungern und seine Familie erhalten zu können, geht er auch dreschen.
 Ab 1909/10 wurde unsere Schule erstmals zweiklassig geführt: Die 1. und 2. Schulstufe war mit 44 Kindern im Klostergbäude untergebracht, weil es in der Schule dafür an den Räumlichkeiten fehlte.
1914 wurde die Schule verstaatlicht, um dadurch den notwendigen Schulbau finanzieren zu können, doch dann kam der Krieg dazwischen.

1923 wurde vom Landtag die achtjährige Schulpflicht beschlossen, womit die Schülerzahlen stiegen. Über den Zustand der Schule schrieb der Schulleiter R. Reisner: "Das Schulgebäude glich noch im Jahre 1928 einer Pustacsárda, war mit Schindeln gedeckt, kleinen Fenstern versehen, schlechten, löchrigen Fußböden, hölzernen, schon morschen Zimmerdecke, durch welche Staub und Mist vom Boden auf die Köpfe der Kinder fiel."
Der neue Schulbau kostete 73.000,- Schilling. Die alte Schule wurde zur Direktorswohnung umgebaut, im Dachgeschoß der neuen Schule eine Lehrerwohnung eingerichtet.

Foto 1996

Größere Renovierungen wurden 1979 und 1981 vorgenommen: Das Außenklo im Schulhof wurde abgerissen und zwei WCs im Gebäude errichtet, die öligen Schiffböden durch einen Estrich und die Holzöfen in den Klassen durch eine Elektroheizung ersetzt. Weiters wurden alle Fenster erneuert und 1995 ist auch das Dach mit Biberziegeln neu gedeckt worden.

Um die Jahrtausendwende erfolgte schließlich eine umfassende Adaptierung der Schule sowie ein Zubau, wobei die sog. Direktorswohnung abgerissen wurde, welche mittlerweile als Kindergarten und zuletzt als Turnsaal verwendet worden war.

Beim ehemaligen Eingang befindet sich nun die Direktion, weiters wurde ein gemütlicher Lesegarten errichtet und durch den Zubau entstanden neue, wichtige Räumlichkeiten: Eine 3. Klasse (Werkraum), ein moderner Turnsaal und ein Heizraum. Die neuen zwei Wohnungen im Obergeschoß werden privat vermietet.
Karl Graf

 





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