(aus:Kurier, Samstag, 17.02.2024, Seite 34)
Jedes dritte Kind bekommt selten bis nie ein Buch vorgelesen.
Ein Auftrittscoach gibt Tipps, wie man beim Vorlesen die Zuhörer in seinen Bann zieht.
Kinder, denen vorgelesen wird, schneiden bei Gedächtnistests besser abund haben einen größeren Sprachschatz. Gleichzeitig haben sie weniger Verhaltensprobleme und leiden weniger oft an Depressionen.
Die vielen Vorteile des Vorlesens sind sogar mit Gehirnscans nachgewiesen, in denen sich zeigte, dass die Kinder mehr Gehirnvolumen in jenen Bereichen hatten, die an der Regulierung von Aufmerksamkeit und Verhalten beteiligt sind.
Dennoch haben Umfragen der deutschen Stiftung Lesen in den vergangenen Jahren gezeigt, dass Kinder immer weniger vorgelesen bekommen: So zeigt der Vorlesemonitor 2023, dass jedes dritte Kind zwischen einem und acht Jahren selten oder fast nie ein Buch vorgelesen bekommt. Eine gefährliche Abwärtsspirale, wenn man bedenkt, dass regelmäßiges Vorlesen später auch das Lesenlernen und damit das Textverständnis erleichtert.
Überall möglich
Initiativen wie der Vorlesetag, der heuer am 21.März begangen wird und diesmal vom Bildungsministerium sogar zum offiziellen Projekttag an allen Schulen in Österreich erklärt wurde, sollen zum Vorlesen animieren: Ob alleine, zu zweit, mit der gesamten Schulklasse, im Seniorenheim, im eigenen Wohnzimmer, digital oder an einem besonderen Ort.
Vorlesen ist wie auch das Lesen prinzipiell überall möglich.
Den größten Wert hat das Vorlesen, wenn man die Kinder in die Geschichte einbezieht, "weil die Kinder angeregt werden, mitzudenken und nicht einfach nur passiv konsumieren." (Markus Feigl, BVÖ)
Tipps vom Schauspieler und Auftrittscoach Martin Schwanda auf der Plattform vorlesetag.eu:
Es geht nicht darum, richtig und fehlerfrei zu lesen. Leidenschaft und voller Einsatz seien viel wichtiger. Es geht darum ein Erlebnis zu schaffen. Damit sich die Stimme frei entfalten kann, sei eine aufrechte Körperhaltung hilfreich. Wer Blickkontakt hält, schafft eine Verbindung zu seinem Publikum.
Am entscheidendsten ist aber, den Text nicht monoton herunterzulesen. Schwanda regt dazu an, die Geschichte neu zum Leben zu erwecken, mal laut, mal leise, mal schnell, mal langsam zu lesen.
"Versuche den Text wie ein Musikstück zu sehen: Es gibt ganz zarte Passagen und ganz wilde." Ein starkes Mittel sei außerdem - die Pause.
"Probiert es aus, an einer spannenden Stelle langsam mit der Stimme nach oben gehen...und wenn es kaum noch erträglich sit, eine Pause zu machen. Ihr werdet sehen, wie euer Publikum an euren Lippen hängt."