05.Dezember
Der Geigenspieler und die Weihnachtsfreude
Am liebsten besucht Mia auf dem Weihnachtsmarkt Benno, den Geigenspieler. Leider bleiben nur wenige Leute bei ihm stehen.
„Alle Leute sollen deine Musik hören“, sagt Mia. „Das wünsche ich mir auch“, antwortet Benno mit einem Seufzer. „Aber für Musik hat hier keiner Zeit.“ Und er erzählt Mia von seinem Wunsch, viele Menschen mit seiner Musik zu erfreuen.
Ein toller Wunsch. Zu gerne möchte Mia Benno helfen. Aber wie? Sie fragt die Brezelfrau um Rat und die hat eine Idee.
„Ich wüsste, wem man eine Weihnachtsfreude bereiten könnte“, sagt sie.
Sie nimmt ihren Korb und führt Mia durch hässliche, enge Gassen zu einem dunklen Platz nicht weit entfernt vom glitzernd bunten Weihnachtsmarkt. Es ist hier so hässlich und finster, dass Mia friert. „Hier gibt es bestimmt nicht viel zum Freuen“, sagt sie. Das denkt die Brezelfrau auch. Sie deutet auf die alten Häuser ringsum. „Hier könnte Benno mit seiner Weihnachtsmusik viel Freude bereiten.“ Mia nickt. „Bestimmt.“
Mit einigen Straßenbewohnern bauen sie wenig später auf dem dunklen Hof eine kleine Bühne auf und die Kinder laufen jubelnd durch die Gassen und rufen: „Kommt heute Abend zu wunderschöner Weihnachtsmusik!“ Das spricht sich schnell herum und viele sagen: „Wir kommen gerne.“ Das hört auch Bäcker Maier, und ihm gefällt die Idee so gut, dass er große Körbe mit Brezeln, Brötchen, Lebkuchen und Weihnachtsplätzchen packt. Er sagt auch Kaufmann Müller Bescheid, und der hat auch einige Tüten voller Würstchen und Käsestückchen und Schokoladenkekse für das Fest übrig. Ja, und sonst tut sich auch einiges.
Benno staunt nicht schlecht, als Mia ihn später durch die dunklen Gassen führt. Viele Menschen, junge und alte, arme und nicht ganz so arme, warten auf dem gar nicht mehr hässlichen Platz, der von Schein vieler Kerzen erhellt ist, und alle rufen: „Fang an zu spielen, schnell, fang an!“ Und da fängt Benno an. Er spielt und spielt, und er hat noch nie so gut gespielt wie an diesem Abend. Das meinen auch seine Zuhörer. Sie singen, tanzen und freuen sich. Ein Lächeln liegt auf ihren Gesichtern, so glücklich und froh, wie man es in diesem Stadtviertel nicht so oft sieht.